Ausstellungsinformation

 

Ausstellung von Carla Schmidhuber

„...in die Unendlichkeit gelegt“

Im Bürgerzentrum Münchberg 15. Dezember 2007-13.Januar 2008

Raumschichtbilder stellen eine von Carla Schmidhuber individuell entwickelte Sonderform der Malerei dar. Ihre Besonderheit stellt sich in der Wahrnehmung des Wechselspiels von räumlich getrennten, aber gleichzeitig verwobenen z.T. halbtransparenten Schichten dar. Die Bildobjekte bewahren dadurch immer ein geheimnisvolles Innenleben und verdeutlichen ein Spiel mit Licht-Raum-Zeit. Mythen, die im Laufe der Jahrtausende unsere Geschichte bereichern, sind Anlass für eine bildnerische Auseinandersetzung, die nicht Illustration sein will, sondern vielmehr Veranschaulichung von Archetypen, Urbildern, Wesenszügen, Stationen im Leben der Menschen. Die Suche nach dem Glück, das Helle und das Dunkle, Schicksalsfügungen. Die Vergänglichkeit wird durch spurenhafte, fragmentarische Oberflächen, die Sehnsucht nach Transzendenz durch die lichte räumliche Leichtigkeit spürbar.

 von links nach rechts:

I„verborgen-geborgen“, Raumschichtbild, 0,50 m x 0,70 m

Die ovale Form des angedeuteten Bootes wird hier zur Schutzhülle. Ein Innenleben offenbart sich nur stellenweise. Tief im Inneren ist es kostbar mit Blattsilber und –gold bereichert, welches im Gegensatz zu der eher matten und fragilen Außenhaut steht. Insgesamt strahlt das Bildobjekt durch die hellen warmen Farben Geborgenheit aus. 

„Tochter der Sonne“, Raumschichtbild, 1,30 m x 1,30 m

In der Hoffnung auf das Glück mit Jason schläfert Medea, die als Tochter des Sonnengottes über Zauberkräfte verfügt, mithilfe eines Wacholderzweiges den Drachen ein, der das Goldene Vlies bewacht. Sie trägt ein weißes Gewand, welches mit goldenen Nadeln bestückt ist. Diese werden auf der Gaze zu Sonnenstrahlen, bis hin zu Raumschnitten variiert und zeigen einerseits Raumdurchdringung, andererseits Fragilität.

Im Hintergrund sind Farbpigmente und Blütenpollen eingearbeitet, die in ihrer intensiven Farbigkeit konzentrierte Sonnenkraft verdeutlichen. Der Kreis ist als geschlossene, runde Form Symbol für Ganzheit, Harmonie und konzentrierte Kraft. 

„Goldenes Vlies“, Raumschichtbild, 1,30 m x 0,70 m

Das Goldene Vlies ist als Objekt Bestandteil der Argonautensage aus der griechischen Antike. Ursprünglich handelt es sich um das goldene Fell eines fliegenden Widders.

Das Vlies hängt in einem hl. Hain an einer hohen Eiche befestigt, Glanz und Licht ausstrahlend und gilt nicht nur deswegen als großer Schatz. Es verspricht, der Sage nach, den Menschen, die es besitzen, Glück und Wohlstand. Jason versucht es für sich zu gewinnen und über das schwarze Meer mit seinem Boot „der Argo“ und seinen Gefährten in seine Heimat zu bringen. Die Bootsform wird von oben gezeigt um das Leuchten im Boot besser zu veranschaulichen. Verschiedene zeitliche Ebenen überlagern sich. So wird ein stilisierter Ast zum Ruder und Blattwerk formt sich zu Wellen des Meeres.

II

„Die Geschichtenerzählerin“, Kohle auf Transparentpapier, 3 m x 1 m

Unsere ganze Menschheitsgeschichte ist durchzogen von Mythen und Legenden, immer mit der Intention von Geschichtenerzählern weitergegeben das Leben zu erklären.

In Tradition und Überlieferung verankert, werden Geschichten die unabhängig voneinander auf der ganzen Welt Ähnlichkeiten aufweisen, immer wieder verändert. Der Fluss der Zeit, in einem Bogen von oben nach unten dargestellt, enthält kalligrafische Elemente, die Verlängerung am Kopf weist deutliche transzendentale Bezüge nach oben auf.

 â€žKultische Stäbe“, Assemblage, 2,10 m x 0,15 m

Stäbe spielen in verschiedenen Geschichten für ihre Träger eine besondere Rolle.

Nach der Ankunft im Land der Kolcher ergreift Jason den Friedensstab des Hermes auf seinem Weg zu König Äetes, um das Goldene Vlies im Frieden zu erbitten.

Bei der Gestaltung des Stabes fügten sich Fundstücke aus verschiedenen Ländern und rostiges Eisen zu einem multikulturellen Objekt, dem man die Spuren der Zeit ansieht. Krieg als uraltes und immerwährendes Menschheitstrauma, welches nie zu enden scheint.

Seit Jahren gesammelte Kriegsberichte formten sich über Holzstäbe. Die Falten und Risse des Zeitungspapiers wurden farbig gefasst, verschnürt und als Relikt bzw. als beschwörender Fetisch um den fragilen Frieden belassen. Interessiert an weiteren kultischen Stäben entstand daraus ein eigener Werkzyklus.

 III

„Weihegaben“, Papierobjekt, Gaze, Pigment, 0,50 m x 0,13 m

Kleine Opfergaben, um das Schicksal zu beeinflussen, werden gerne den Göttern geweiht.

  

„..im Dunkel verborgen“, Raumschichtbild, 0,70 m x 0,50 m

Das Dunkle liegt immer verborgen.

Das Reizvolle bei der Gestaltung eines dunklen Geheimnisses war hier die Verbindung schwarzer räumlich getrennter Linien mit einem dunklem Hintergrund. Das Interesse an einer ungewissen Tiefgründigkeit wird geweckt .
 

 â€žZeitenwende“, Raumschichtbild, 1,30 m x 1,30 m

Das Helle und das Dunkle.

Das eine kann ohne das andere nicht sein.

 

aus der Serie „Geheimnis“, Raumschichtbild, 0,70 m x 0,50 m

Ein Geheimnis bleibt immer!

  

„Boot-schaften“, Papierobjekte, Wachs, 0,50 m x 0,13 m

Boote transportieren Dinge und als Symbolform im übertragenen Sinn geistige Güter.

Viele, viele hauchdünne Schichten handgeschöpften chinesischen Papiers formten sich hier in einem Tonmodell mit Wachs zu einem Objekt der Überlieferung.

 

IV

„Weihe der Argo“, Bootsobjekt aus Papier, Wachs, Pigmente, Kalk, 3,80 m x 0,50 m

Am Schluss der Fahrt wird die Argo dem Poseidon geweiht und geht in die Gestirne über.

  

V

„Das Vermächtnis“: „zwischen den Zeilen“, Objektkästchen, 0,30 m x 0,20 m

                                               „Würdenträger“, Tonplastik, 0,55 m x 0,50 m

 

„Das Geheimnis“:             „kleines Geheimnis“, Objektkästchen

                                               „Königin“, Tonplastik

Die Plastiken zeigen archetypische Figuren, die in ihrer Ãœberlieferung immer ein Geheimnis wahren und doch zu einem tiefer liegenden Wissen anregen.

 

„auspicium“, (Vogelschau-Weissagung), 2-teilig, 1,30 m x 0,30 m

Auguren beobachteten in der römischen Antike Vögel, um daraus den göttlichen Willen zu erkennen. Indem sie den Flug oder das Geschrei der Vögel untersuchten, schätzten diese Kultbeamte ein, ob die Götter eher günstig oder ungünstig gestimmt waren.

 

In der Hoffnung, dass die Besucher den Bildern gewogen sein werden, steht dieses Werk am Schluss der Ausstellung.

 

 

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